1. Grafik / Filmerstellung - Von der Idee zum kantenscharfen Belichtungsfilm

Grafikvorbereitung

Am Anfang jedes Siebdruckprojektes steht die Idee vom fertigen Endprodukt. Kreative Köpfe haben in der Regel schnell eine Vorstellung davon, wie das Motiv später auf dem T-Shirt, Beutel, Poster, etc. aussehen soll. Die Phase der Artworkentwicklung ist ein absolut anspruchsvoller, schöpferischer Prozess. Jedoch sollte der Fokus nicht allein auf der gestalterischen Arbeit liegen. Schon beim Anlegen des Layouts empfiehlt es sich, möglichst vorausschauend an das Projekt heranzugehen. Schon bei der Gesaltung des Motivs sollte die spätere Druckgröße, Positionierung auf dem Textil und auch die Gesamtwirkung im Hinterkopf behalten werden.

Siebdruck selber machen: Siebdruckmotiv optimieren - ohne Farbverläufe und Graustufen
Siebdruck selber machen: Das Motiv muss komplett schwarz sein

Grundsätzlich darf die technische Umsetzbarkeit des Artworks nicht aus dem Auge verloren werden. Unter dem Motto „keep it simple“ raten wir Einsteigern dazu, die ersten Druckprojekte zunächst einfarbig und in überschaubaren Größenformaten zu planen. Denn wie in jedem Handwerk gilt auch im Siebdruck, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Es ist also ratsam, die Sache langsam anzugehen und sich auf machbare Projekte zu fokussieren. Als Einsteiger macht es Sinn, mit einfachen, flächigen Motiven ohne „mikroskopisch feine“ Linien zu beginnen. Wurden erste Erfahrungen gesammelt, ist es später selbstverständlich auch möglich, Mehrfarbdrucke sowie komplexe Designs mit feinsten Details, Fotorastern und Farbverläufen umzusetzen.

Für einen groben Überblick, welche Motive in der Siebdruckpraxis umsetzbar sind, können bei der Google-Bildersuche unter dem Suchbegriff „screen printing t-shirts“ erste Anregungen eingeholt werden. Bei der Sichtung der Beispielmotive wird auffallen, dass die meisten Grafiken tatsächlich einfach strukturiert sind und nur aus ein oder zwei Farbebenen bestehen.

Um professionelle Vorlagen für den Siebdruck zu bearbeiten bzw. zu erstellen, verwendet man im Regelfall Vektor-Grafikprogramme. Das wohl bekannteste ist Illustrator von Adobe. Weitere Programme wären CorelDRAW, das vergleichsweise kostengünstige Programm Affinity Designer oder die kostenfreie Software Inkscape. Sehr populär ist inzwischen auch die browserbasierte und als Handy-App verfügbare Software Canva. Eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Erstellen einer optimalen Vektorvorlage mit Adobe Illustrator sowie eine weitere für Canva halten wir auf unserem YouTube-Kanal bereit: YouTube-Videoserie "Siebdruck selber machen" (Teil 2 - Grafik vorbereiten / Film drucken) sowie YouTube-Tutorial für Canva-Beginner.

Wer den Umgang mit Vektorprogrammen nicht gewohnt ist, kann alternativ pixelbasierte Fotobearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop oder Corel PaintShop Pro verwenden. Für alle, die keinerlei Vorkenntnisse in der Grafikbearbeitung haben oder noch nicht kreativ genug sind, gibt es Anbieter, die komplett fertige, professionelle  Siebdruckvorlagen zur Verfügung stellen. Eine mögliche Quelle für solche Designs ist die populäre Seite www.tshirt-factory.com. Hier findet man abertausende Vorlagen für den T-Shirt-Druck von mehrheitlich sehr talentierten Künstlern. Die Kosten für den Erwerb einer Nutzungslizenz liegen je nach Motiv bei nur 10 bis 20 $. Man kann also auch mit relativ überschaubaren Kosten und ohne jede Vorkenntnisse direkt ins T-Shirt-Business starten.

Tipps für eine optimale Siebdruckvorlage

Legt man eine Grafik für den Siebdruck an, sollte von Anfang an klar sein, dass alles, was auf der Vorlage am Rechner schwarz eingefärbt ist, später den farbdurchlässigen Teil der Siebschablone bilden wird. Alle Teile, die in der Vorlage weiß sind, werden später auf dem Siebdruckrahmen nicht durchlässig sein.

Vektorbasierte Vorlagen

Bei einer brauchbaren Vektordatei für den Siebdruck sollte auf superfeine Linien und Konturen verzichtet werden. Wir empfehlen eine Linienstärke von mindestens 0,3 oder 0,4 mm. Fallen die Linien unter diesen Wert, läuft man Gefahr, dass diese Teile des Motivs bei einer späteren Sieb-erstellung verloren gehen könnten. Bei der Verwendung sehr, sehr feiner oder kleiner Schriftarten bzw. Schriftarten mit spitz zulaufenden und hauchdünnen Serifen, ist ebenfalls Obacht geboten. Erinnert sei an dieser Stelle wieder an das Motto „keep it simple“. Steht man noch ganz am Anfang, macht es Sinn, das Motiv zunächst „defensiv“ mit etwas dickeren Linien anzulegen.

Wenn die Vektorvorlage fertig ist, sollten sämtliche Pfade zur Kontrolle ausgewählt und auf ihren Schwarzwert geprüft werden. Alle Flächen und Konturen weisen im Idealfall den CMYK-Wert 100 / 100 / 100 / 100 auf. Das bedeutet, alle Farben werden auf 100 Prozent gesetzt. So geht man auf Nummer sicher, dass sich nicht auf den ersten Blick schwarz wirkende Grauflächen eingeschlichen haben.

Pixelbasierte Vorlagen

Nutzt man pixelbasierte Dateien wie JPGs oder PNGs als Vorlage, muss darauf geachtet werden, dass die Ränder der Motive möglichst scharf und glatt sind. Verpixelte und verschwommene Ränder sind zu vermeiden. Zudem gilt auch bei pixelbasierten Dateien, dass Graustufen tabu sind. Am Ende darf es auf der Vorlage am Bildschirm nur schwarze oder weiße Elemente geben.

Im Idealfall haben Pixeldateien mindestens eine Auflösung von 300 dpi. Gern darf es auch eine höhere Auflösung sein. Empfehlenswert ist es, pixelbasierte Motive bzw. Motivteile nicht unnötig zu skalieren, da sonst unscharfe oder ausgefranste Ränder entstehen könnten.

Siebdruck selber machen: Kontrolle des gedruckten Siebdruck Belichtungsfilms mit einer LED Lupe
Siebdruck selber machen: Motiv auf dem T-Shirt positionieren

Filmvorlage vorausschauend anlegen

Ist das Motiv soweit fertig, sollte es vorausschauend auf dem DIN A4- oder A3-Grunddokument positioniert werden. Denn ein Nackendruck oder linksseitiger Brustdruck wird später natürlich anders auf dem Sieb platziert als ein vollflächiger Rückendruck. Hat man zum Beispiel einen schmalen, horizontal ausgerichteten Brustdruck, so sollte dieser auf dem Sieb tendenziell eher im oberen Drittel auf der Siebvorlage positioniert werden.

Wer am Anfang noch kein Gefühl dafür hat, wo die Motive auf der Vorlage zu positionieren sind, um sie später auf die richtige Stelle des Textils zu drucken, kann sich eines simplen Tricks bedienen. Das Motiv wird dazu hilfsweise in der geplanten Druckgröße auf Papier ausgedruckt und zusammen mit einem blanken Vergleichssieb und dem Textil auf der Maschine positioniert. So kann man gut abschätzen, wie die Positionierung erfolgen muss. Diese Trockenübung ist übrigens nicht nur gut geeignet, um die Ausrichtung des Motivs auszuloten, sondern auch die Gesamtwirkung des Artworks auf dem T-Shirt oder Hoodie zu prüfen.

Fortgeschrittenen empfehlen wir, von Anfang an auf dem Grunddokument in allen vier Ecken Passermarken zu positionieren. Diese helfen später dabei, den Film auf dem Sieb akkurat und zentriert auszurichten. Ebenso hilfreich sind zentral positionierte Mittellinien. Diese Hilfsmarkierungen belichtet man später mit und richtet mit ihrer Hilfe das Sieb korrekt aus. Vor dem Drucken werden die Markierungen aber wieder mit Siebklebeband abgeklebt.

Um zu zeigen, wie professionell angelegte Vektordateien oder pixelbasierte Vorlagen aussehen können, haben wir in einer ZIP-Datei viele Beispiele zusammengefasst. Diese Datei bieten wir hier kostenlos und zur freien Verfügung an: Vorlagen herunterladen

Siebdruck selber machen: Siebdruckmotiv auf eine geeignete Folie drucken
Siebdruck selber machen: Alternative Filmerstellung mit schwarzem Edding

Belichtungsfilm mit Inkjet-Drucker erstellen

Der beste Weg, um die fertige Grafikvorlage hochdeckend und scharf zu drucken, ist ein Inkjet-Fotodrucker in Kombination mit unseren MICRONOM PRO Belichtungsfilmen. Besonders gut geeignet sind hierbei Tintenstrahldrucker, die über gute Fotodruckeigenschaften verfügen.

Wer professionell arbeiten möchte, aber noch nicht über einen eigenen Drucker verfügt, dem können wir als Kaufempfehlung einen Fotodrucker von EPSON ans Herz legen. Diese gibt es  nicht nur für Standardformate wie A4 oder A3, sondern auch für übergroße A3+ Filme. Viel gekauft wird beispielsweise der EPSON Expression Photo HD XP-15000. Ebenfalls gut geeignet ist der PIXMA TS9550 von Canon.

Wir raten dringend dazu, die Inkjet-Drucker mit Originaltinte oder einer sehr hochwertigen Nachfülltinte zu betreiben. So ist gewährleistet, dass man tiefschwarze Resultate erzielt. Nutzt man billige, schwach pigmentierte Nachfülltinten, muss man Einbußen bei der Deckkraft in Kauf nehmen.

Voraussetzung dafür, dass die spezialbeschichteten MICRONOM PRO Belichtungsfilme satt und deckend bedruckt werden können, ist neben der richtigen Tinte, die Einstellung der Druckoptionen.

Da jeder Drucker über andere Menüeinstellungen verfügt, können wir hier nur allgemeine Tipps zur perfekten Filmvorlage geben. Grundsätzliche sollte man bei der Menükonfiguration das Ziel verfolgen, dass der Drucker möglichst viel Tinte auf den Film aufträgt. Dazu sollte im Menü die maximale Druckqualität bzw. Fotodruckqualität ausgewählt und in jedem Fall die Schnelldruckfunktion deaktiviert werden. Bei der Auswahl der Papiersorte hat es sich in der Praxis bewährt, Premium Fotopapiere zu wählen. Oft werden diese Premiumpapiere unter den Begriffen „semiglossy“ oder „glossy“ geführt. Die Option „Foliendruck“ führt in der Praxis leider nicht immer zu besten Ergebnissen.

Beim Erstellen der Filme muss man sich im Klaren sein, dass die spätere Siebschablone immer nur so gut werden kann, wie es die Filmvorlage hergibt. Wir raten also dazu, die Kantenschärfe und vor allem die Deckkraft des Films zu prüfen. Dazu kann der Film gegen das Licht gehalten oder mit einer Lupe kontrolliert werden. Im Hinterkopf sollte behalten werden, dass es der Zweck des Films ist, das UV-Licht beim Belichtungsvorgang zu blockieren.

Steht nur ein einfacher Inkjet-Office-Drucker für Heimanwendungen zur Verfügung, kann es sein, dass trotz Originaltinte, hochwertigem Belichtungsfilm und optimierten Druckereinstellungen keine zufriedenstellende Schwarzdeckung erzielt wird. In diesem Fall druckt man die Vorlage hilfsweise zweimal aus. Mit transparentem Klebeband montiert man die beiden Filme deckungsgleich übereinander und erhöht so die Deckkraft. Handelt es sich beim Wunschmotiv um eine Grafik ohne superfeine Linien, so ist diese Notlösung durchaus praxistauglich.

Belichtungsfilm mit Laserdrucker erstellen

Wird zur Erstellung der Filmvorlagen ein Laserdrucker genutzt, muss geprüft werden, ob die Ausdrucke schwarz genug sind, um UV-Licht tatsächlich zu blockieren. Sollte dies nicht der Fall sein, kann man hilfsweise zwei schwach bedruckte Filme mit demselben Motiv doppelt übereinander montieren. Enthält das Motiv keine Details unter 0,5 mm, sollte dieser Weg gut funktionieren. Je nachdem, wie der Toner des Laserdruckers zusammengesetzt ist, kann unser Verdichterspray die Schwarzdeckung des Druckes eventuell zusätzlich erhöhen.

Tipps für alternative Filmerstellung

Ist kein eigener Drucker verfügbar, kann unter dem Stichwort „Filmbelichtung“ bei Google nach passenden Dienstleistern gesucht werden. Diese drucken die Vorlage mit dem Artwork extrem blickdicht und auf Industrieniveau in allen möglichen Formaten auf Folie. Ein Anbieter, den wir wärmstens empfehlen können, ist www.printfactory.de. Eine etwas kostengünstigere Variante wären sehr gut ausgestattete, lokale Copyshops. Wir geben zu bedenken, dass diese im Regelfall keine mitgebrachten Fremdfolien bedrucken, sondern nur eigenes Material verwenden.

Experimentierfreudige können Belichtungsfilme auch ganz ohne Drucker in alternativen Verfahren erstellen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass ein Motiv mit hochdeckenden, wasserfesten Stiften direkt schwarz auf einen Belichtungsfilm gemalt wird. Ebenfalls möglich wäre es, mit schwarzer, selbstklebender Folie simple Motive auszuschneiden und diese auf einen unbedruckten Belichtungsfilm zu kleben. Künstlerisch besonders Begabte könnten sogar mit hochpigmentierter Tusche und einem Pinsel auf die bedruckbare Seite des MICRONOM PRO Films malen.

Praxistipp: Druckseite bestimmen

Unsere MICRONOM PRO Inkjet-Belichtungsfilme verfügen über eine bedruckbare und eine nicht bedruckbare Seite. Um herauszufinden, welche Seite bedruckbar ist, befeuchtet man zwei Fingerspitzen und reibt sie leicht an einer Ecke des Films. Die klebrige Seite ist immer die bedruckbare Seite und kann entsprechend in den Einzug des Druckers eingelegt werden.

Wie man perfekte Belichtungsfilme mit unseren MICRONOM PRO Filmen und einem Inkjet-Fotodrucker erstellt, zeigen wir in diesem Anwendervideo. Reinschauen lohnt sich!

Perfekte Belichtungsfilme für Siebdruck erstellen